Wir veröffentlichen hier diesen Text von Solidarity City Frankfurt und möchten damit auch unsere Solidarität mit den Bewohner*innen der Brachfläche zum Ausdruck bringen.
Wieder einmal steht die Räumung eines Brachgeländes im Frankfurter Gutl eutviertel an, in dem sich seit mehreren Monaten obdachlose Menschen notdürftige Unterkünfte gebaut haben. Der Besitzer, das Unternehmen Ferro, hat eine Räumungsklage gestellt und es ist nur eine Frage von Tagen bis der Räumungstitel erlassen und die Ordnungspolizei zur Räumung antreten wird. Begründet wird diese Maßnahme mit den unhaltbaren Zuständen unter denen die Menschen dort leben: Keine Toiletten und sanitären Anlagen, kein Wasser, keine Müllentsorgung, etc. Warum werden dann von der Stadt keine Toiletten zur Verfügung gestellt und die FES beauftragt den Müll zu entsorgen? Warum wird zugelassen, dassMenschen in Frankfurt so leben müssen, statt ihnen eine menschenwürdige Alternative anzubieten? Da es sich nicht um deutsche StaatsbürgerInnen handelt, sondern um Menschen aus Osteuropa, überwiegend Roma, wird seitens der Sozialbehörden wieder mit nicht
vorhandenen„Anspruchsvoraussetzungen” argumentiert. Brauchen Menschen “Anspruchsvoraussetzungen” um anständig leben zu dürfen? Wieso wird das simple Grund- und Menschenrecht auf ein Dach über dem Kopf nicht angewendet? Wieso wird der Vorschlag der Fraktion der Linken im Römer für ein “Boardinghouse” oder des Förderverein Roma für ein “Haus für Roma” nicht angenommen und umgesetzt?
Viele der BewohnerInnen haben bereits vorher auf einem anderen Brachgelände in der Gutleutstraße gelebt. Der Ausbruch eines Feuers wurde zum Anlass für die Räumung genommen. Ihre gesamte Infrastruktur wurde zerstört und ihr weniges Hab und Gut beschlagnahmt. Die wenigsten der damals geräumten BewohnerInnen haben ihre Sachen zurückbekommen. Sie wurden vorübergehend in einer Notunterkunft untergebracht und haben erst nach Wochen für einen Monat Überbrückungsgeld erhalten. Danach wurden sie wieder ihrem Schicksal und der Straße überlassen. Die angebotene Hilfe bestand in einer Rückfahrkarte in ihr Heimatland. Da von den 30 bis 40 Menschen, die momentan auf dem Ferrogelände wohnen, wahrscheinlich keine*r eine vertraglich geregelte Arbeitsanstellung hat, dürfte das auch dieses Mal wieder das einzige “Hilfsangebot” sein.
Dabei ist überdeutlich, dass, egal wie repressiv die Stadt vorgeht und auf Vertreibung setzt, die Menschen bleiben werden oder wieder kommen und sich gemeinsam eine neue „Brache“ suchen werden. Für sie ist es nicht zuletzt auch ein Schutz vor Übergriffen, sich gemeinsam ihr Leben und ihre Unterkunft zu organisieren.
Solidarity City setzt sich dafür ein, dass alle Menschen, die in Frankfurt leben, die gleichen Rechte auf eine Daseinsversorgung haben, unabhängig jeglicher „Anspruchsvoraussetzungen“ oder Aufenthaltsrechte.
Das Recht auf ein menschenwürdiges Leben ist nicht verhandelbar, es
steht allen zu. Deswegen fordern wir sofortige Hilfe für die BewohnerInnen des Ferro- Geländes, eine Grundversorgung und das Angebot einer akzeptablen Alternative.
Wir werden versuchen bei einer Räumung anwesend zu sein, um vor Ort gegen die fortgesetzte selbstverordnete Untätigkeit der Sozialbehörden zu protestieren.
Solidarity City Frankfurt