Pressekonferenz zur Vorstellung eines Offenen Briefes an alle Kirchengemeinden in Hessen

Aufruf zur Unterstützung von Geflüchteten in Hessen – konkrete Schutzräume in Kirchenasylen schaffen

“Der Toten zu gedenken, sollte bedeuten, die Überlebenden zu schützen.”

 

Heute hat eine Initiative von Geflüchteten und ihren UnterstützerInnen einen Offenen Brief an die Kirchengemeinden Hessens veröffentlicht (siehe unten verlinkte Datei) und damit zur Schaffung von Schutzräumen für Asylsuchende aufgerufen. Denn gut ein halbes Jahr nach der Katastrophe vor der Küste Lampedusas hat sich an der politischen Lage nicht viel geändert. Immer noch sterben Hunderte von Menschen an den Außengrenzen der Europäischen Union. Die umstrittenen Dublin-Verordnungen machen darüber hinaus diejenigen, denen die gefährliche Flucht gelingt, zu rechtlosen Spielbällen zwischen den europäischen Staaten. Auch in Hessen ist ein Großteil der Asylsuchenden von dieser Regelung betroffenen.

Die Initiative noborder frankfurt betont die verheerenden Auswirkungen der Dublin-Verordnungen. Kirchenasyl könne hierbei einen notwendigen Schutz bieten, wobei größere politische Veränderungen notwendig seien – und zwar die Abschaffung der Dublin-Verordnungen: „Asylsuchende müssen den Staat ihrer Asylantragsstellung frei wählen können!“, fordert eine Aktivistin der Initiative.

Die Lebensbedingungen Asylsuchender in Italien schildert Paulos Yacob eindrücklich. Als ein Sprecher der Geflüchteteninitiative „Refugees for Change“, die sich in Frankfurt und Hessen für die Abschaffung der Dublin-Verordnungen einsetzt, erklärt er: „We are tired of being treated worse than animals because of the racist Dublin regulations. What we need is protection, solidarity and hospitality.“

Sabine Fröhlich ermutigt als Vertreterin der evangelischen Kirche weitere Kirchengemeinden dazu, Schutzräume bereit zu stellen. „Fremde in Not zu beherbergen, dazu fühlen wir uns als Christen aufgerufen.Jesus selbst war Flüchtling. Ich sehe es als unseren Auftrag, Anstrengungen zu unternehmen, um Kirchenasyl zu gewähren. Dabei erleben wir hier in der Gemeinde das Zusammenleben mit den Geflüchteten auch als Bereicherung. Gemeinsam mit kirchendistanzierten Menschen dieHerausforderungen eines Kirchenasyl zu meistern, bringt eine neue Dynamik in die Gemeinde“, schildert die Frankfurter Pfarrerin Sabine Fröhlich ihre eigenen Erfahrungen mit Kirchenasyl.

Die Teilnehmenden der Pressekonferenz stellen fest, dass Kirchenasyl eine praktikable Option darstellt, Menschen vor der Abschiebung zu schützen und ihnen Perspektiven in Würde, Sicherheit und Selbstbestimmung zu ermöglichen. Sie hoffen, dass durch den Offenen Brief die Gemeinden für das Thema Kirchenasyl und die problematische europäische Migrations- und Asylpolitik sensibilisiert werden. Geflüchtete, UnterstützerInnen und KirchenvertreterInnen sind sich darin einig, dass nur die Sicherstellung der Rechte von Geflüchteten auf politischer Ebene eine wünschenswerte Veränderung bringen wird. Dafür ist jedoch eine gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik unerlässlich, welche die Kirchengemeinden mit einschließt.

Die VeranstalterInnen hoffen, dass der Offene Brief dafür ein erster Schritt sein könnte.

Im Rahmen der Pressekonferenz wurde zudem ein Videoclip zu drei aktuellen Kirchenasylen in Hessen von noborder frankfurt und Videoaktivist_innen vorgestellt, in welchem Betroffene selbst zu Wort kommen. Der Clip kann auf dem youtube-Kanal von Pro Asyl angesehen und gern weiterverbreitet werden.

Pressemitteilung Kirchenasyl mit Offenem Brief

 

Berichterstattung zur Pressekonferenz:

FRANKFURTER RUNDSCHAU: Schutz in der Kirche

DEUTSCHLANDFUNK: Die Freiheit endet am Gartenzaun

PRO ASYL: Kirchenasyl: „Heute gibt es einen Zusammenhalt, der vorher nicht da war“

JUNGE WELT:  Zufluchtsort Kirche

EVANGELISCH AKTUELL:  Flüchtlinge richten Offenen Brief an Hessens Kirchengemeinden