Kundgebung am Montag, den 07. Dezember 2015, um 10:00 Uhr Kreishaus Darmstadt, Jägertorstraße 207, 64289 Darmstadt
Wir rufen zum Protest vor dem Landratsamt Darmstadt-Dieburg gegen die systematische Vernachlässigung von minderjährigen Geflüchteten in Groß-Umstadt und auch an anderen Orten auf.
Am Freitag, den 13.11., haben unbegleitete, geflüchtete Jugendliche in Groß-Umstadt sich selbst mit Rasierklingen schwer verletzt, da sie keine andere Möglichkeit mehr sahen, auf ihre ausweglose Situation und ihre Unsichtbarkeit vor Ort aufmerksam zu machen. Es war die verzweifelte Reaktion darauf, dass ihre vorherigen Versuche, durch Hungerstreik und Schutzsuche bei anderen Hilfseinrichtungen auf die Missstände hinzuweisen, ignoriert wurden.
Die Zustände in dieser Unterkunft in Groß-Umstadt zeugen von einer systematischen Vernachlässigung in allen Bereichen. Es fehlt an hygienischer und medizinischer Versorgung, angemessener Ernährung und vor allem an Ansprechpersonen und Übersetzern – und das schon seit eineinhalb Monaten. Die Jugendämter von Darmstadt/Dieburg und Frankfurt wurden von verschiedenen Privatleuten informiert, negieren oder trivialisieren jedoch die Zustände konsequent; ähnlich handeln die verantwortlichen privaten Träger Mäander GmbH, NRD Orbis Höhe GmbH, St. Joseph GmbH und Mobile Praxis GmbH. Vereinzelt wurden Versprechungen geäußert, deren Nichteinhaltung bei den Jugendlichen zu Resignation, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung geführt hat.
Die Gelder, die für die geflüchteten Jugendlichen vom Bund gestellt werden, kommen nicht bei diesen an. Profitorientierte Geschäftsstrategien im Bereich der Grundversorgung von geflüchteten Menschen und die Überbürokratisierung von dringender Hilfeleistung sind menschenverachtend und führen zur täglichen Verschärfung der verheerenden Bedingungen für die geflüchteten Minderjährigen.
Wir stehen in direktem Kontakt mit den Jugendlichen, wir nehmen ihre Hilferufe, ihre Schilderungen und Dokumentation der Umstände ernst und fordern mit ihnen die sofortige und reale Verbesserung der Zustände oder aber die Schließung der Einrichtung und die Verlegung der Jugendlichen in Unterkünfte, welche die verfügbaren Ressourcen tatsächlich zur Schaffung menschenwürdiger und am Kindeswohl orientierter Unterbringung eingesetzt haben.
Wir appellieren erneut mit hoher Dringlichkeit an das Jugendamt und die privaten Träger, ihre systematische Ignoranz und Verantwortungslosigkeit zu beenden!
Kommt zur Kundgebung! Jede Form von Solidarität ist willkommen und äußerst notwendig!