Aufruf: Break Isolation! Streik an Schule und Uni am 27. April!

Mittwoch 27.04.2016 | 11.00 Uhr | Opernplatz, Frankfurt/Main
[Hier geht’s zum Schulstreik bei facebook]

Aufruf zum Bildungsstreik von noborder ffm

Am 27.04.2016 wird bundesweit zum „Bildungsstreik gegen Rassismus und in Solidarität mit Geflüchteten“ aufgerufen.
Auch hier in Frankfurt am Main startet um 11 Uhr am Opernplatz die Demonstration „Break Isolation! Schulter an Schulter gegen Ausgrenzung, Rassismus und Krieg!“, organisiert vom Frankfurter Schüler*innenbündnis für Geflüchtete.

Noborder unterstützt auch dieses Mal den Bildungsstreik und ruft auch alle Studierenden auf, an der Demonstration teilzunehmen:

Es ist wichtig, sich auch an der Uni solidarisch und kämpferisch zu zeigen: Denn auch in der Universität gibt es für Geflüchtete und Migrant*innen immer noch keine ausreichenden Zugänge zu Bildung. Obwohl die Universität als akademischer und ausbildender Ort durchaus dazu in der Lage wäre, fehlen beispielsweise zielgerichtete Bildungsmöglichkeiten für geflüchtete Menschen. Nicht nur in den Sozialwissenschaften wird gerne über die Themen Migration und Geflüchtete gesprochen, aber die Inklusion von Betroffenen in die Diskurse fehlt oder findet außerhalb der Universität statt. Menschen, die nach Deutschland gekommen sind, um hier zu bleiben und zu leben, sind Teil der Bevölkerung. Warum sollte sich dies nicht in der Akademie widerspiegeln?

Nicht die Herkunft sollte bestimmen, wer Wissen produzieren und verbreiten darf. Auch geflüchteten Lehrer*innen, Dozent*innen und Professor*innen sollte die Möglichkeit haben, ihren Beruf auszuüben, und damit Schüler*innen und Student*innen die Chance auf breiter gefächerte Bildung von nicht nur mehrheitlich Weißen zu geben

Menschen, die nach Deutschland kommen, sollen selbst entscheiden können, ob sie an die Universität oder Fachhochschule gehen oder auch, ob sie nicht gehen, weil sie zum Beispiel lohnarbeiten oder eine Ausbildung machen möchten. Die Universitäten oder Fachhochschulen jedoch sollten nicht zwischen Menschen aufgrund ihres Aufenthaltsstatus unterscheiden und Menschen die Bildung verwehren. Wenn beispielsweise Menschen in ihren Herkunftsländern bereits schulische Bildung genossen haben,  sollten sie dieselbe Möglichkeit bekommen, zu studieren wie Menschen, die in Deutschland zur Schule gingen. Dabei sollte auch nicht zwischen den Herkunftsländern unterschieden werden, da daraus keine pauschale Lehr- oder Lernqualifikation heraus gelesen werden kann. Wir begrüßen Initiativen, die versuchen Geflüchtete in die Universität zu integrieren, weisen jedoch darauf hin, dass diese Möglichkeit nur Wenige einschließt und keine dauerhafte Perspektive bietet.

Die Goethe Universität hat im letzten Jahr einige Gebäude zur Unterbringung von Geflüchteten zur Verfügung gestellt. Diese Tatsache erscheint einerseits begrüßenswert, andererseits reiht die Uni sich damit ein, in eine Reihe von Trägern und Institutionen, die ungeachtet der Verhältnisse und Wohnbedingungen innerhalb der angebotenen Räume, sich damit zufrieden geben, irgendetwas anzubieten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die zur Verfügung gestellten Unterbringungen menschenwürdigen Verhältnissen nicht entsprechen. Turnhallen sind, wie der Name bereits sagt, keine Wohnräume. Für so viele Menschen kann es in Turnhallen nicht genügend sanitäre Einrichtungen, Privatsphäre und Schutzräume für Frauen* und Kinder geben. Erst vor kurzem, am 31.3.2016, traten die in dem ehemaligen Unigebäude wohnenden Geflüchteten sogar in einen Hungerstreik (http://welcome-frankfurt.de/?p=585). Sie beschwerten sich über das miserable Essen und den Mangel an Kochmöglichkeiten. Wie WelcomeFrankfurt bereits zusammenfasste, könnte das viele Geld, das die Stadt in das Catering Service investiert, direkt an die Geflüchteten ausgezahlt werden, damit sie selbst entscheiden wie, wann und was sie essen.

Wenn Geflüchtete auf dem Campus Bockenheim leben, dann muss sich die Goethe-Universität erst recht dazu positionieren und einmischen, wenn es um die Versorgung der dort lebenden Menschen geht. Als Studierende, vor allem von der Goethe-Universität, sollten wir die soziale Isolation, die trotz der örtlichen Nähe eigentlich kaum möglich ist, aber dennoch passiert,nicht akzeptieren, da die Isolation von Geflüchteten seit jeher benutzt wird, um Geflüchtete still und heimlich zu diskriminieren, abzuschieben, zu schikanieren und ihre Bleibe-Perspektiven so gut wie es geht zu verringern.

Am 3.02.2016 demonstrierte die selbstorganisierte Gruppe ¨Refugees4Change¨ in Gießen gegen den systematischen Ausschluss von Somalier*innen von Deutschkursen (siehe Aufruf hier). Sie erklärten eine zunehmende strukturelle Diskriminierung von Seiten der Behörden, da sie auf Grund ihrer somalischen Herkunft im Asylprozess schlechter behandelt werden und damit auf Grund fehlender Aufenthaltserlaubnis nicht an den obligatorischen Deutschkursen teilnehmen können. Auch wir finden, dass diese Unterscheidung wegen der Herkunft nicht hinnehmbar ist.

Wenn der staatlich geförderte Sprachkurs als obligatorisches Mittel zum Zweck schon nicht verschwindet, so sollten zumindest viel mehr Kurse angeboten werden, die aber auch bereits so früh wie möglich während des Asylprozesses und nicht erst danach anfangen. Auch nach dem Asylprozess sollte der Kurs parallel laufen können und nicht als deutsche Zwangsforderung im Fokus des Lebens des Geflüchteten stehen. Ob ein Mensch beispielsweise Anspruch auf Sozialleistungen hat, sollte nicht an Deutschkenntnisse gebunden sein. Alle Geflüchteten sollten kostenlose Sprachkurse besuchen können. Warum nicht zum Beispiel an der Uni? Die Initiative „Teachers on the Road“ hat gezeigt, wie notwendig es ist, Deutschkurse anzubieten, da das Interesse daran immer noch hoch ist. Daher ist es begrüßenswert, dass viele Studierende oder Pädagog*innen Deutschkurse anbieten, Sprach-Tandems bilden oder Hausaufgabenbetreuung leisten. Das alleine reicht jedoch nicht und die Universität kann mehr dazu beitragen, wenn sie in der Sprachförderung mehr Lernraum und Möglichkeiten schaffen würde. Zudem sollte der Deutschzwang aufgelockert werden. Deutsch weiterhin als hauptsächliche Lehr- und Lernsprache beizubehalten, entspricht bei der vorhandenen Mehrsprachigkeit so vieler hier lebender Menschen nicht mehr der Realität. So sollte zum Beispiel Englisch als Lehr- und Lernsprache viel mehr gefördert werden, um vor allem Geflüchteten und Migrant*innen den Zugang zu Vorlesungen, Seminaren und Kursen zu erleichtern.

Wir wollen, dass alle bleiben, die bleiben wollen.

Alle, die es möchten, sollen studieren können.

Geflüchtete sollen selbst entscheiden wo, wie und wann sie wohnen oder essen.

Break the isolation!

Kommt zur Demo an der Alten Oper am 27.04.2016 um 11 Uhr!


noborderffm